10. Mai 2016

Das Schloss Teleborg (Teleborgs slott) in Växjö

Direkt neben der Linné-Universität, im südlichen Växjö, findet man eines der merkwürdigsten Schlösser Schwedens, das Schloss Teleborg (Teleborgs slott), das seinen Namen nach dem früheren Ort Telestad erhielt und daher keinerlei Hinweis auf den ursprünglichen Besitzer gibt. Bereits beim ersten Blick auf das Gebäude stellt man fest, dass eine besondere Geschichte hinter dem Schloss steckt, denn auf der einen Seite findet man eine unendlich scheinende Treppe, auf der anderen Seite blickt man weit über den See Trummen und einen Teil Växjös und das Wappen über dem Eingang verfügt nicht über drei Kronen, sondern drei Laubblätter.

Foto: Herbert Kårlin

Der Bau des Schlosses Teleborg geht auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurück, als sich Graf Fredrik Bonde af Björnö zum zweiten Mal verheiratete und seiner Frau Anna Koskull ein besonderes Ehegeschenk machen wollte. Für die Morgengabe beauftragte er die Architekten Harald Boklund und August Lindvall, die für die junge Ehefrau ein Schloss bauen sollten, das mit seinen zwei Türmen allerdings mehr einer mittelalterlichen Ritterburg des Rheintales entspricht als einem schwedischen Schloss.

Für Fredrik Bonde af Björnö waren beim Bau des Schlosses Teleborg keine finanziellen Grenzen gesetzt und nur die besten Handwerker des Landes wurden mit den Arbeiten beauftragt. Für die Dekoration der Räume beschäftigte er die damals bekanntesten Stuckateure und Dekorationsmaler Schwedens, die Kachelöfen wurden aus Göteborg geholt und die Schmiedearbeiten kamen aus Kopenhagen. Als Anna Koskull im Jahre 1900, nach der Fertigstellung des Schlosses, erstmals über die Treppen in die reich ausgestatteten Räume kam, muss sie sich wie in einem Märchenland gesehen haben.

Für den Bau des Schlosses Teleborg bezahlte Fredrik Bonde af Björnö im Jahre 1900 knapp 200.000 Kronen, eine Summe, die heute nahezu 12 Milliarden Kronen entspricht, ein wahres Vermögen für ein burgartiges Schloss dieser Größe und die relativ kurze Zeit die das Ehepaar dort gemeinsam verbrachte, denn nur neun Jahre später starb der Graf und auch Anna Koskull verstarb bereits 1917. Da das Ehepaar keine Kinder hatte, ging das Schloss nach dem Tode Koskulls an einen Neffen des Grafen, Christer Bonde, der bereits versuchte das Gebäude und das zugehörige Land touristisch zu nutzen. Sein einziger echter Beitrag ist allerdings die Anlage des Schlossparks. Zwischen 1956 und 1964 wurde das Teleborgs slott dann der Sommersitz des Sohnes, der das Schloss jedoch 1964 an die Stadt Växjö verkaufte.

Das Schloss Teleborg hat noch heute nahezu alle Aspekte erhalten, die im Jahre 1900 Anna Koskull verzauberten, ist jedoch nicht von der Allgemeinheit zu besichtigen. Der Schlosspark mit seinem Arboretum und dem Naturreservat (Naturschutzgebiet) sind jedoch ebenfalls ein Erlebnis und einen Besuch wert, wobei man bei einem biologischen Essen im Schloss eventuell auch einen kleinen Einblick in das frühere Schlossleben gewinnen kann.
Copyright: Herbert Kårlin

9. Mai 2016

Öffentliche Zitate (citat i gatan) in Växjö

Växjö gehört zu jenen Städten Schwedens in denen das Künstlerduo FA+ (Ingrid Falk und Gustavo Aguerre) einen Teil ihrer Kunstprojekts Universal Library verewigen konnten, eine Bibliothek, die überwiegend mit Füssen getreten wird und nur von einer Minderheit der Passanten gelesen wird, denn die Bibliothek ist in Växjö gewissermaßen in die Steine der Fußgängerwege eingeschlagen und nur zu entdecken wenn man die Augen nicht in die Ferne schweifen lässt, sondern diese seinen Schritten folgen lässt.

Foto: Herbert Kårlin

Natürlich haben die Künstler auf der sogenannten Kulturstrecke (Kulturstråket) in Växjö keine Gesamtwerke im Stein hinterlassen, sondern lediglich Zitate gewählt, die den Zugang zu den Autoren erleichtern und fördern sollen. Gegenwärtig handelt es sich dabei um 22 Zitate von Schriftstellern, die alle eng mit der Region Kronoberg verknüpft sind und auf diese Weise für immer mit Växjö verbunden bleiben.

Wer die Zitate entlang der Kulturstrecke liest, wird sehr schnell entdecken, dass die genannten Autoren nicht nur auf den Steinen der Trottoirs existieren, sondern auch als Straßennamen, dass Plätze oder Parks nach ihnen benannt sind und gewisse Gebäude ebenfalls mit ihnen verbunden sind. Die mit Füssen getretenen Zitate sind daher auch eine Art touristischer Führer, der einen Teil der Vergangenheit Växjös näher rückt, selbst wenn man sich vielleicht nicht für die klassischere Literatur Schwedens interessiert.

Seit der Kulturnacht im Januar des Jahres 2012 findet man indes nicht nur auf den Fußgängerwegen Växjös die öffentlichen Zitate, sondern nachts auch auf der Fassade der Stadtbibliothek. Alle drei Monate werden hier die Zitate ausgetauscht, wobei das erste Zitat vom Poeten und Schriftsteller Johannes Anyuru stammte, der selbst in Växjö geboren wurde, aber dessen Vater aus Uganda einwanderte, ein Literat, der eine Brücke zwischen zwei Ländern schlägt.

Auch wenn die Wahl der Zitate als solches nicht einfach war, so gab es in Växjö kein Problem Personen zu finden, die sehr eng mit der Stadt verknüpft werden, denn Pär Lagerkvist und Agnes von Krusenstjerna wurden hier geboren, Carl von Linné ging hier zur Schule und fand die Liebe zur Botanik, Esaias Tegnér war Bischof in Växjö und auch Elin Wägner verbrachte sehr viele Jahre in Lilla Björka, das nur wenige Kilometer vor Växjö liegt. Ihr Häuschen ist noch heute zu finden.

Auf Grund der öffentlichen Zitate von FA+ ist Växjö auch mit anderen Städten Schwedens verknüpft, denn die Universal Library setzt in Stockholm mit August Strindberg, in Umeå mit Sara Lidman und in Falun mit Selma Lagerlöf fort, und führt von Schweden aus auch in zahlreiche andere Länder, da die Universal Library weltweit wächst und gewissermaßen zu einem Kulturgut in Kunstform wurde.
Copyright: Herbert Kårlin

8. Mai 2016

Der Kulturpark (Kulturparken) in Växjö

Der Kulturpark Småland ist im Grunde eine Aktiengesellschaft, die von der Stadt Växjö und der Region Kronoberg gebildet wurde um mehrere kulturelle Gebäude, Schlossruinen und einen Dampfer zu verwalten und die kulturellen Werte in und um Växjö zu erhalten. Allgemein versteht man unter dem Kulturparken jedoch mehr die kulturellen Werte, die damit unter einen gewissen Schutz fallen. Kostenlos besucht werden kann innerhalb des Kulturparks lediglich der sogenannte Museumspark (Museiparken), der zwischen dem Haus der Auswanderer und dem alten Gebäude des Smålands Museum liegt.

Foto: Herbert Kårlin

Der Museumspark besteht aus mehreren historischen Gebäuden des Småland und bildet ein kleines Freiluftmuseum in dem man mehrere Gebäude aus dem 18. Jahrhundert finden kann und die den Besucher in die Vergangenheit Schwedens entführen.

Das bekannteste Gebäude dieses Freiluftmuseums ist vermutlich der gegen 1750 erbaute Domprostgården, der ursprünglich zur Domkirche gehörte, 1870 jedoch, mit dem Bau der Eisenbahnlinie, zur Wohnung von Angestellten der Eisenbahn wurde und als Eisenbahngaststätte diente. In diesem Haus wurde auch der Schriftsteller und Nobelpreisträger Pär Lagerkvist geboren und in seiner Umgebung verbrachte er seine Jugend.

Die historisch vermutlich interessantesten Gebäude des Freilichtmuseums sind wiederum die Wassermühle (Hjulkvarnen), die, je nach Wassermenge, auf zwei verschiedene Weisen betrieben werden konnte und die etwas höher liegende Windmühle (Väderkvarnen), dessen Oberteil gedreht werden konnte, so dass die Windräder immer in der optimalen Windlage waren. Beide Mühlen wurden bereits 1930 hier aufgestellt, als der Museumsdirektor und Architekt Paul Boberg noch den Plan hatte hier ein größeres Freilichtmuseum aufzubauen in dem man einen Querschnitt der früheren Häuser des Småland finden sollte.

Auch das Ganghaus (Loftboden) aus Långaskruv sollte man sich etwas genauer ansehen, denn hierbei handelt es sich um ein zweistöckiges Gebäude, das eigentlich die Scheune und das Lager eines Gehöfts war, jedoch so gebaut wurde, dass der obere Teil während der Erntezeit im Sommer auch von Knechten und Mägden zum Schlafen benutzt werden konnte. Diese Art der Gebäude waren im 18. und 19. Jahrhundert sehr häufig im Småland, verschwanden mittlerweile jedoch weitgehend aus der Landschaft.

Die sogenannte Högloftstugan, die gegen 1750 in Angelstad gebaut wurde, war dagegen ein Wohnhaus, das ärmere Bauern von Großgrundbesitzern mieteten, gemeinsam mit einem Stück Land das sie bebauen konnten, jedoch in der Regel mit der Auflage auch eine bedeutende Arbeitsleistung auf dem Hof zu leisten. Später wurden diese kleinen Gebäude auch an Soldaten oder Fischer vermietet, die bereit waren auf Komfort zu verzichten und nur eine geringe Miete bezahlen konnten.
Copyright: Herbert Kårlin

7. Mai 2016

Der Växjö-See (Växjösjön) zu Füssen von Växjö

Der Växjö-See ist einer der vier größeren Seen, die direkt an die Stadt angrenzen oder, wie im Fall des Växjösjön, sogar im Zentrum Växjös zu finden sind. Der See ist knapp 0,8 Quadratkilometer groß, bis zu sechs Meter tief und, auf Grund seiner Lage, der wichtigste See der Stadt, auch wenn hier große Badeplätze fehlen und selbst Kajakfahrer relativ selten zu sehen sind, da der touristische See Växjös, der Helgasjön, im Norden der Stadt zu finden ist.

Foto: Herbert Kårlin

Dennoch ist der Växjö-See auch touristisch von großem Interesse, denn um den See führt ein etwa 4,5 Kilometer langer Weg, der für Fahrradfahrer, Fußgänger, Jogger und Benutzer von Inlineskates geschaffen wurde und der zudem keinerlei Steigungen aufweist, also für jeden Besucher Växjös gedacht ist. Entlang dieser Strecke findet man auch Grillplätze, Pflanzungen, einen kleineren Sandstrand mit Badestelle und man trifft auf zahlreiche Angler, die wissen, an welcher Stelle Fische am besten beißen, wobei man beim Probefischen bisher zehn verschiedene Arten an Land ziehen konnte und sich auch die ersten Krebse zeigten, die allerdings mit der normalen Angelkarte nicht an Land geholt werden dürfen.

Seit dem Jahre 2008 entwickelt sich die Runde um den Växjö-See auch mehr und mehr zu einer Kunststrecke, da die Stadt versucht den bisher fünf Kunstwerken am und im See jedes Jahr ein weiteres Kunstwerk hinzuzufügen. Wer sich allerdings weder für Kunst noch für eine Runde um den Växjösjön interessiert, kann natürlich auch einfach in einem der Cafés am Rande des Sees Platz nehmen und bei einer Tasse Kaffee die Aussicht genießen.

Eine weitere Besonderheit des Växjö-Sees ist die Anlage des Stadtparks, der rund um den See führt und den Wanderer oder Radfahrer zu sehr unterschiedlichen Biotopen führt, wobei die Stadt Växjö an 20 Stellen auch Informationen zu den jeweiligen Biotopen anbrachte, die vom Feuchtgebiet über landwirtschaftliche Flächen bis zum Wald reichen und damit einen Eindruck bieten wie die Umgebung Växjös in der Vergangenheit aussah und von der biologischen Vielfalt am Växjösjön erzählen.

Entlang des Växjö-Sees kann der Besucher der Stadt auch einige andere Entdeckungen machen, denn hier findet man den Abenteuerspielplatz Strandbjörket, den Kinder kaum noch verlassen wollen, und auf der gegenüberliegenden Seite des Sees liegt das Abenteuerbad Aqua Mera, das die gesamte Familie einen ganzen Nachmittag beschäftigen kann. Dem zentralen Växjö gegenüber liegt das Gebäude des Forstkonzerns Södra, das 50.000 Forstbesitzer des südlichen Schweden vereint und an die Bedeutung der Forstwirtschaft im Småland erinnert.

Die Gärtner der Stadt Växjö schaffen auch jedes Jahr ein Milieu für Pflanzenliebhaber und Botaniker entlang der Strecke um den Växjösjön, denn Blumenrabatte, eine thematische Kaktuspflanzung und exotische Gewächse finden hier jedes Jahr einen Sommerplatz, und leisten daher einen Beitrag zum Ruf Växjös, der vielleicht grünsten Stadt Schwedens.
Copyright: Herbert Kårlin

6. Mai 2016

Die Konzerthalle (Konserthuset) in Växjö

Bereits im Jahre 1965 diskutierte der Stadtrat in Växjö von der Notwendigkeit einer Konzerthalle (Konserthuset), ohne dass dies jedoch zu irgendeinem Ergebnis führte, denn erst 1983 kam die Frage dann offiziell auf den Tisch des Stadtrats. Die Zeit verging und 1986 wurde ein vorliegender Bauplan wegen politischer Uneinigkeit zu den Akten gelegt. Als dann ein Jahr später eine Ausschreibung für de Bau der Konzerthalle erfolgte, entschied sich die Jury einstimmig für einen Plan der Architekten Henrik Jais-Nielsen, Mats White und Henrik Wibroes, und nach über 20 Jahren konnte der Bau der Konzerthalle in die Wege geleitet werden.

Foto: Herbert Kårlin

Im Jahre 1988 gründeten der schwedische Baugigant NCC, die Sparbanken und das Unternehmen Fortet eine Aktiengesellschaft für den Bau und die Leitung der Konzerthalle, wobei Fortet jedoch bald darauf die Firma verließ, die nur zehn Jahre später an den lokalen Geschäftsmann Olof Hallrup verkauft wurde. 2003 übernahm ein Unternehmen der Stadt Växjö die gesamte Anlage und seit 2008 führt das daneben liegende Elite Parkhotel das Unternehmen Konserthuset.

Die Konzerthalle in Växjö wird sehr eng mit der schwedischen Hofsängerin Birgit Nilsson verknüpft, da die Sängerin am 3. März 1989 den ersten Spatenstich unternahm und am 2. September 1991 auch das fertige Gebäude einweihte. Der große Konzertsaal für 800 Besucher ist allerdings einer anderen Nilsson gewidmet, nämlich der Opernsängerin Kristina Nilsson, die am 21. November 1921 in Växjö starb und damit einen lebenden Gedenkstein erhielt.

Wenn man die Konzerthalle in Växjö betrachtet, versteht man, dass man hierfür insgesamt 5000 Quadratmeter Fensterglas benötigte, denn Glas scheint bei diesem Gebäude, das auf rund 15.000 Quadratmetern Fläche 600 Räume unterbringt, eine sehr wichtige Rolle zu spielen.

Das Växjö Konserthuset bietet jedes Jahr rund 100 Vorstellungen unterschiedlichster Art, denn neben klassischer Musik wird hier auch Oper geboten, werden Rockkonzerte veranstaltet, Musicals geboten und Komiker auf die Bühne eingeladen. Zu diesem nationalen und internationalen kulturellen Angebot kommen auch Konferenzen für die hier Räume unterschiedlicher Größe existieren, und die über alle modernen technischen Möglichkeiten verfügen.

Auch wenn das Glaskunstwerk Legend i glas von Victor Lindstrand, das man auf dem Platz vor der Konzerthalle findet, an den Schutzheiligen Växjös erinnernt, an den Heiligen Siegfried (S:t Sigrfrid) und 1978 unabhängig von der Konzerthalle entstand, so hat man den Eindruck, dass dieses Werk eine Einheit mit dem Konserthuset bildet. Genau genommen war dieses Kunstwerk mit Springbrunnen jedoch für den Stortorget bestimmt, aber, wie so manch anderes öffentliche Kunstwerk der Stadt, konnte sich der Stadtrat nicht einigen und statt dem großen Marktplatz wurde die Konzerthalle um ein Kunstwerk bereichert, das sich aus tausend verschiedenen Glastücken zusammensetzt.
Copyright: Herbert Kårlin

4. Mai 2016

Das alte Rathaus (Rådhuset, Stadshotellet) in Växjö

Während nahezu jeder Besucher Växjös auf die Residenz am Stortorget hingewiesen wird, und viele auch im dortigen Verkehrsamt Informationen über die Stadt suchen, wird das monumentale Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite des Marktplatzes kaum erwähnt, es sei denn im Zusammenhang mit der Hotelaktivität, dem Restaurant, der Kneipe und dem Nachtklub, die mittlerweile in diesem historischen Gebäude eingezogen sind.

Foto: Herbert Kårlin

Vielleicht liegt dies daran, dass das ehemalige Rathaus (Rådhus), das der Architekt Vilhelm Theodor Anckarsvärd hier errichtete und das 1851 eingeweiht wurde, mehrmals bedeutende Umbauten erlebte und seit 2003 als Privatbesitz nur noch für Gäste der verschiedenen Einrichtungen zugänglich ist. Auch die zahlreichen Kunstobjekte, die hier bereits im letzten Jahrhundert angesammelt wurden oder, wie die Glasfenster aus Orrefors, ein fester Bestandteil des Gebäudes wurden, gingen in privates Eigentum über.

Das alte Rathaus, später auch Stadshus, noch später Stadshotell (Stadthotel) und heute weiterhin ein Hotel, ist sehr eng mit Växjö verbunden, denn seit dem 17. Jahrhundert hatte hier das Rathaus seinen Platz und, nach jedem Brand wurde an der gleichen Stelle ein neues Rathaus aufgebaut, wobei das erste Gebäude bis 1941 noch im Sigel der Stadt zu finden war, obwohl um diese Zeit nichts mehr an dieses Rathaus erinnern konnte.

Das heutige Aussehen erhielt das Stadthotel weitgehend bei den Umbauten und Erweiterungen des Jahres 1885, abgesehen von der Front zur Kungsgatan, denn diese entstand zwar teilweise bereits unter Helgo Zettervall im Jahre 1874, aber bekam die endgültig Form erst 1942 unter dem Architekten Paul Boberg. Ein Rathaus, oder auch ein Stadshus, war natürlich nicht nur ein Verwaltungsgebäude, sondern hier gab es Räume für Tanzvergnügen, hier wurden bedeutende Vereine gegründet, im Falle Växjös auch der Lions Club und der Rotary Club, und hier schliefen staatliche Repräsentanten bei ihren Aufenthalten in Växjö.

Im Stadshotellet, das sich ab Beginn des 19. Jahrhunderts im alten Rathaus befand, feierte die Sängerin Kristina Nilsson, auch Christina Nilsson geschrieben, ihren 70. Geburtstag und am 22. November 1921 starb die Sängerin auch in einem der Räume in dem sie sich auf Anraten des Arztes eingemietet hatte.

Aber auch wenn man heute das Stadshotellet nicht mehr von innen besichtigen kann, so zeugt allein die Front  zum Stortorget welche Bedeutung dieses Gebäude einst hatte, denn gemeinsam mit der Residenz ging von hier aus ab Mitte des 19. Jahrhunderts die gesamte politische Macht aus. Und diese beiden Gebäude sind auch der Grund dafür, dass, nach einem Stadtbrand, zwischen ihnen der größte Marktplatz (Stortorget) der Stadt entstand. Und dabei sollte man bedenken, dass sich hier 1851 auch noch kein Parkplatz befand, sich hier also der tägliche Handel abspielte.

Copyright: Herbert Kårlin