10. Mai 2016

Das Schloss Teleborg (Teleborgs slott) in Växjö

Direkt neben der Linné-Universität, im südlichen Växjö, findet man eines der merkwürdigsten Schlösser Schwedens, das Schloss Teleborg (Teleborgs slott), das seinen Namen nach dem früheren Ort Telestad erhielt und daher keinerlei Hinweis auf den ursprünglichen Besitzer gibt. Bereits beim ersten Blick auf das Gebäude stellt man fest, dass eine besondere Geschichte hinter dem Schloss steckt, denn auf der einen Seite findet man eine unendlich scheinende Treppe, auf der anderen Seite blickt man weit über den See Trummen und einen Teil Växjös und das Wappen über dem Eingang verfügt nicht über drei Kronen, sondern drei Laubblätter.

Foto: Herbert Kårlin

Der Bau des Schlosses Teleborg geht auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurück, als sich Graf Fredrik Bonde af Björnö zum zweiten Mal verheiratete und seiner Frau Anna Koskull ein besonderes Ehegeschenk machen wollte. Für die Morgengabe beauftragte er die Architekten Harald Boklund und August Lindvall, die für die junge Ehefrau ein Schloss bauen sollten, das mit seinen zwei Türmen allerdings mehr einer mittelalterlichen Ritterburg des Rheintales entspricht als einem schwedischen Schloss.

Für Fredrik Bonde af Björnö waren beim Bau des Schlosses Teleborg keine finanziellen Grenzen gesetzt und nur die besten Handwerker des Landes wurden mit den Arbeiten beauftragt. Für die Dekoration der Räume beschäftigte er die damals bekanntesten Stuckateure und Dekorationsmaler Schwedens, die Kachelöfen wurden aus Göteborg geholt und die Schmiedearbeiten kamen aus Kopenhagen. Als Anna Koskull im Jahre 1900, nach der Fertigstellung des Schlosses, erstmals über die Treppen in die reich ausgestatteten Räume kam, muss sie sich wie in einem Märchenland gesehen haben.

Für den Bau des Schlosses Teleborg bezahlte Fredrik Bonde af Björnö im Jahre 1900 knapp 200.000 Kronen, eine Summe, die heute nahezu 12 Milliarden Kronen entspricht, ein wahres Vermögen für ein burgartiges Schloss dieser Größe und die relativ kurze Zeit die das Ehepaar dort gemeinsam verbrachte, denn nur neun Jahre später starb der Graf und auch Anna Koskull verstarb bereits 1917. Da das Ehepaar keine Kinder hatte, ging das Schloss nach dem Tode Koskulls an einen Neffen des Grafen, Christer Bonde, der bereits versuchte das Gebäude und das zugehörige Land touristisch zu nutzen. Sein einziger echter Beitrag ist allerdings die Anlage des Schlossparks. Zwischen 1956 und 1964 wurde das Teleborgs slott dann der Sommersitz des Sohnes, der das Schloss jedoch 1964 an die Stadt Växjö verkaufte.

Das Schloss Teleborg hat noch heute nahezu alle Aspekte erhalten, die im Jahre 1900 Anna Koskull verzauberten, ist jedoch nicht von der Allgemeinheit zu besichtigen. Der Schlosspark mit seinem Arboretum und dem Naturreservat (Naturschutzgebiet) sind jedoch ebenfalls ein Erlebnis und einen Besuch wert, wobei man bei einem biologischen Essen im Schloss eventuell auch einen kleinen Einblick in das frühere Schlossleben gewinnen kann.
Copyright: Herbert Kårlin

9. Mai 2016

Öffentliche Zitate (citat i gatan) in Växjö

Växjö gehört zu jenen Städten Schwedens in denen das Künstlerduo FA+ (Ingrid Falk und Gustavo Aguerre) einen Teil ihrer Kunstprojekts Universal Library verewigen konnten, eine Bibliothek, die überwiegend mit Füssen getreten wird und nur von einer Minderheit der Passanten gelesen wird, denn die Bibliothek ist in Växjö gewissermaßen in die Steine der Fußgängerwege eingeschlagen und nur zu entdecken wenn man die Augen nicht in die Ferne schweifen lässt, sondern diese seinen Schritten folgen lässt.

Foto: Herbert Kårlin

Natürlich haben die Künstler auf der sogenannten Kulturstrecke (Kulturstråket) in Växjö keine Gesamtwerke im Stein hinterlassen, sondern lediglich Zitate gewählt, die den Zugang zu den Autoren erleichtern und fördern sollen. Gegenwärtig handelt es sich dabei um 22 Zitate von Schriftstellern, die alle eng mit der Region Kronoberg verknüpft sind und auf diese Weise für immer mit Växjö verbunden bleiben.

Wer die Zitate entlang der Kulturstrecke liest, wird sehr schnell entdecken, dass die genannten Autoren nicht nur auf den Steinen der Trottoirs existieren, sondern auch als Straßennamen, dass Plätze oder Parks nach ihnen benannt sind und gewisse Gebäude ebenfalls mit ihnen verbunden sind. Die mit Füssen getretenen Zitate sind daher auch eine Art touristischer Führer, der einen Teil der Vergangenheit Växjös näher rückt, selbst wenn man sich vielleicht nicht für die klassischere Literatur Schwedens interessiert.

Seit der Kulturnacht im Januar des Jahres 2012 findet man indes nicht nur auf den Fußgängerwegen Växjös die öffentlichen Zitate, sondern nachts auch auf der Fassade der Stadtbibliothek. Alle drei Monate werden hier die Zitate ausgetauscht, wobei das erste Zitat vom Poeten und Schriftsteller Johannes Anyuru stammte, der selbst in Växjö geboren wurde, aber dessen Vater aus Uganda einwanderte, ein Literat, der eine Brücke zwischen zwei Ländern schlägt.

Auch wenn die Wahl der Zitate als solches nicht einfach war, so gab es in Växjö kein Problem Personen zu finden, die sehr eng mit der Stadt verknüpft werden, denn Pär Lagerkvist und Agnes von Krusenstjerna wurden hier geboren, Carl von Linné ging hier zur Schule und fand die Liebe zur Botanik, Esaias Tegnér war Bischof in Växjö und auch Elin Wägner verbrachte sehr viele Jahre in Lilla Björka, das nur wenige Kilometer vor Växjö liegt. Ihr Häuschen ist noch heute zu finden.

Auf Grund der öffentlichen Zitate von FA+ ist Växjö auch mit anderen Städten Schwedens verknüpft, denn die Universal Library setzt in Stockholm mit August Strindberg, in Umeå mit Sara Lidman und in Falun mit Selma Lagerlöf fort, und führt von Schweden aus auch in zahlreiche andere Länder, da die Universal Library weltweit wächst und gewissermaßen zu einem Kulturgut in Kunstform wurde.
Copyright: Herbert Kårlin

8. Mai 2016

Der Kulturpark (Kulturparken) in Växjö

Der Kulturpark Småland ist im Grunde eine Aktiengesellschaft, die von der Stadt Växjö und der Region Kronoberg gebildet wurde um mehrere kulturelle Gebäude, Schlossruinen und einen Dampfer zu verwalten und die kulturellen Werte in und um Växjö zu erhalten. Allgemein versteht man unter dem Kulturparken jedoch mehr die kulturellen Werte, die damit unter einen gewissen Schutz fallen. Kostenlos besucht werden kann innerhalb des Kulturparks lediglich der sogenannte Museumspark (Museiparken), der zwischen dem Haus der Auswanderer und dem alten Gebäude des Smålands Museum liegt.

Foto: Herbert Kårlin

Der Museumspark besteht aus mehreren historischen Gebäuden des Småland und bildet ein kleines Freiluftmuseum in dem man mehrere Gebäude aus dem 18. Jahrhundert finden kann und die den Besucher in die Vergangenheit Schwedens entführen.

Das bekannteste Gebäude dieses Freiluftmuseums ist vermutlich der gegen 1750 erbaute Domprostgården, der ursprünglich zur Domkirche gehörte, 1870 jedoch, mit dem Bau der Eisenbahnlinie, zur Wohnung von Angestellten der Eisenbahn wurde und als Eisenbahngaststätte diente. In diesem Haus wurde auch der Schriftsteller und Nobelpreisträger Pär Lagerkvist geboren und in seiner Umgebung verbrachte er seine Jugend.

Die historisch vermutlich interessantesten Gebäude des Freilichtmuseums sind wiederum die Wassermühle (Hjulkvarnen), die, je nach Wassermenge, auf zwei verschiedene Weisen betrieben werden konnte und die etwas höher liegende Windmühle (Väderkvarnen), dessen Oberteil gedreht werden konnte, so dass die Windräder immer in der optimalen Windlage waren. Beide Mühlen wurden bereits 1930 hier aufgestellt, als der Museumsdirektor und Architekt Paul Boberg noch den Plan hatte hier ein größeres Freilichtmuseum aufzubauen in dem man einen Querschnitt der früheren Häuser des Småland finden sollte.

Auch das Ganghaus (Loftboden) aus Långaskruv sollte man sich etwas genauer ansehen, denn hierbei handelt es sich um ein zweistöckiges Gebäude, das eigentlich die Scheune und das Lager eines Gehöfts war, jedoch so gebaut wurde, dass der obere Teil während der Erntezeit im Sommer auch von Knechten und Mägden zum Schlafen benutzt werden konnte. Diese Art der Gebäude waren im 18. und 19. Jahrhundert sehr häufig im Småland, verschwanden mittlerweile jedoch weitgehend aus der Landschaft.

Die sogenannte Högloftstugan, die gegen 1750 in Angelstad gebaut wurde, war dagegen ein Wohnhaus, das ärmere Bauern von Großgrundbesitzern mieteten, gemeinsam mit einem Stück Land das sie bebauen konnten, jedoch in der Regel mit der Auflage auch eine bedeutende Arbeitsleistung auf dem Hof zu leisten. Später wurden diese kleinen Gebäude auch an Soldaten oder Fischer vermietet, die bereit waren auf Komfort zu verzichten und nur eine geringe Miete bezahlen konnten.
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7. Mai 2016

Der Växjö-See (Växjösjön) zu Füssen von Växjö

Der Växjö-See ist einer der vier größeren Seen, die direkt an die Stadt angrenzen oder, wie im Fall des Växjösjön, sogar im Zentrum Växjös zu finden sind. Der See ist knapp 0,8 Quadratkilometer groß, bis zu sechs Meter tief und, auf Grund seiner Lage, der wichtigste See der Stadt, auch wenn hier große Badeplätze fehlen und selbst Kajakfahrer relativ selten zu sehen sind, da der touristische See Växjös, der Helgasjön, im Norden der Stadt zu finden ist.

Foto: Herbert Kårlin

Dennoch ist der Växjö-See auch touristisch von großem Interesse, denn um den See führt ein etwa 4,5 Kilometer langer Weg, der für Fahrradfahrer, Fußgänger, Jogger und Benutzer von Inlineskates geschaffen wurde und der zudem keinerlei Steigungen aufweist, also für jeden Besucher Växjös gedacht ist. Entlang dieser Strecke findet man auch Grillplätze, Pflanzungen, einen kleineren Sandstrand mit Badestelle und man trifft auf zahlreiche Angler, die wissen, an welcher Stelle Fische am besten beißen, wobei man beim Probefischen bisher zehn verschiedene Arten an Land ziehen konnte und sich auch die ersten Krebse zeigten, die allerdings mit der normalen Angelkarte nicht an Land geholt werden dürfen.

Seit dem Jahre 2008 entwickelt sich die Runde um den Växjö-See auch mehr und mehr zu einer Kunststrecke, da die Stadt versucht den bisher fünf Kunstwerken am und im See jedes Jahr ein weiteres Kunstwerk hinzuzufügen. Wer sich allerdings weder für Kunst noch für eine Runde um den Växjösjön interessiert, kann natürlich auch einfach in einem der Cafés am Rande des Sees Platz nehmen und bei einer Tasse Kaffee die Aussicht genießen.

Eine weitere Besonderheit des Växjö-Sees ist die Anlage des Stadtparks, der rund um den See führt und den Wanderer oder Radfahrer zu sehr unterschiedlichen Biotopen führt, wobei die Stadt Växjö an 20 Stellen auch Informationen zu den jeweiligen Biotopen anbrachte, die vom Feuchtgebiet über landwirtschaftliche Flächen bis zum Wald reichen und damit einen Eindruck bieten wie die Umgebung Växjös in der Vergangenheit aussah und von der biologischen Vielfalt am Växjösjön erzählen.

Entlang des Växjö-Sees kann der Besucher der Stadt auch einige andere Entdeckungen machen, denn hier findet man den Abenteuerspielplatz Strandbjörket, den Kinder kaum noch verlassen wollen, und auf der gegenüberliegenden Seite des Sees liegt das Abenteuerbad Aqua Mera, das die gesamte Familie einen ganzen Nachmittag beschäftigen kann. Dem zentralen Växjö gegenüber liegt das Gebäude des Forstkonzerns Södra, das 50.000 Forstbesitzer des südlichen Schweden vereint und an die Bedeutung der Forstwirtschaft im Småland erinnert.

Die Gärtner der Stadt Växjö schaffen auch jedes Jahr ein Milieu für Pflanzenliebhaber und Botaniker entlang der Strecke um den Växjösjön, denn Blumenrabatte, eine thematische Kaktuspflanzung und exotische Gewächse finden hier jedes Jahr einen Sommerplatz, und leisten daher einen Beitrag zum Ruf Växjös, der vielleicht grünsten Stadt Schwedens.
Copyright: Herbert Kårlin

6. Mai 2016

Die Konzerthalle (Konserthuset) in Växjö

Bereits im Jahre 1965 diskutierte der Stadtrat in Växjö von der Notwendigkeit einer Konzerthalle (Konserthuset), ohne dass dies jedoch zu irgendeinem Ergebnis führte, denn erst 1983 kam die Frage dann offiziell auf den Tisch des Stadtrats. Die Zeit verging und 1986 wurde ein vorliegender Bauplan wegen politischer Uneinigkeit zu den Akten gelegt. Als dann ein Jahr später eine Ausschreibung für de Bau der Konzerthalle erfolgte, entschied sich die Jury einstimmig für einen Plan der Architekten Henrik Jais-Nielsen, Mats White und Henrik Wibroes, und nach über 20 Jahren konnte der Bau der Konzerthalle in die Wege geleitet werden.

Foto: Herbert Kårlin

Im Jahre 1988 gründeten der schwedische Baugigant NCC, die Sparbanken und das Unternehmen Fortet eine Aktiengesellschaft für den Bau und die Leitung der Konzerthalle, wobei Fortet jedoch bald darauf die Firma verließ, die nur zehn Jahre später an den lokalen Geschäftsmann Olof Hallrup verkauft wurde. 2003 übernahm ein Unternehmen der Stadt Växjö die gesamte Anlage und seit 2008 führt das daneben liegende Elite Parkhotel das Unternehmen Konserthuset.

Die Konzerthalle in Växjö wird sehr eng mit der schwedischen Hofsängerin Birgit Nilsson verknüpft, da die Sängerin am 3. März 1989 den ersten Spatenstich unternahm und am 2. September 1991 auch das fertige Gebäude einweihte. Der große Konzertsaal für 800 Besucher ist allerdings einer anderen Nilsson gewidmet, nämlich der Opernsängerin Kristina Nilsson, die am 21. November 1921 in Växjö starb und damit einen lebenden Gedenkstein erhielt.

Wenn man die Konzerthalle in Växjö betrachtet, versteht man, dass man hierfür insgesamt 5000 Quadratmeter Fensterglas benötigte, denn Glas scheint bei diesem Gebäude, das auf rund 15.000 Quadratmetern Fläche 600 Räume unterbringt, eine sehr wichtige Rolle zu spielen.

Das Växjö Konserthuset bietet jedes Jahr rund 100 Vorstellungen unterschiedlichster Art, denn neben klassischer Musik wird hier auch Oper geboten, werden Rockkonzerte veranstaltet, Musicals geboten und Komiker auf die Bühne eingeladen. Zu diesem nationalen und internationalen kulturellen Angebot kommen auch Konferenzen für die hier Räume unterschiedlicher Größe existieren, und die über alle modernen technischen Möglichkeiten verfügen.

Auch wenn das Glaskunstwerk Legend i glas von Victor Lindstrand, das man auf dem Platz vor der Konzerthalle findet, an den Schutzheiligen Växjös erinnernt, an den Heiligen Siegfried (S:t Sigrfrid) und 1978 unabhängig von der Konzerthalle entstand, so hat man den Eindruck, dass dieses Werk eine Einheit mit dem Konserthuset bildet. Genau genommen war dieses Kunstwerk mit Springbrunnen jedoch für den Stortorget bestimmt, aber, wie so manch anderes öffentliche Kunstwerk der Stadt, konnte sich der Stadtrat nicht einigen und statt dem großen Marktplatz wurde die Konzerthalle um ein Kunstwerk bereichert, das sich aus tausend verschiedenen Glastücken zusammensetzt.
Copyright: Herbert Kårlin

4. Mai 2016

Das alte Rathaus (Rådhuset, Stadshotellet) in Växjö

Während nahezu jeder Besucher Växjös auf die Residenz am Stortorget hingewiesen wird, und viele auch im dortigen Verkehrsamt Informationen über die Stadt suchen, wird das monumentale Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite des Marktplatzes kaum erwähnt, es sei denn im Zusammenhang mit der Hotelaktivität, dem Restaurant, der Kneipe und dem Nachtklub, die mittlerweile in diesem historischen Gebäude eingezogen sind.

Foto: Herbert Kårlin

Vielleicht liegt dies daran, dass das ehemalige Rathaus (Rådhus), das der Architekt Vilhelm Theodor Anckarsvärd hier errichtete und das 1851 eingeweiht wurde, mehrmals bedeutende Umbauten erlebte und seit 2003 als Privatbesitz nur noch für Gäste der verschiedenen Einrichtungen zugänglich ist. Auch die zahlreichen Kunstobjekte, die hier bereits im letzten Jahrhundert angesammelt wurden oder, wie die Glasfenster aus Orrefors, ein fester Bestandteil des Gebäudes wurden, gingen in privates Eigentum über.

Das alte Rathaus, später auch Stadshus, noch später Stadshotell (Stadthotel) und heute weiterhin ein Hotel, ist sehr eng mit Växjö verbunden, denn seit dem 17. Jahrhundert hatte hier das Rathaus seinen Platz und, nach jedem Brand wurde an der gleichen Stelle ein neues Rathaus aufgebaut, wobei das erste Gebäude bis 1941 noch im Sigel der Stadt zu finden war, obwohl um diese Zeit nichts mehr an dieses Rathaus erinnern konnte.

Das heutige Aussehen erhielt das Stadthotel weitgehend bei den Umbauten und Erweiterungen des Jahres 1885, abgesehen von der Front zur Kungsgatan, denn diese entstand zwar teilweise bereits unter Helgo Zettervall im Jahre 1874, aber bekam die endgültig Form erst 1942 unter dem Architekten Paul Boberg. Ein Rathaus, oder auch ein Stadshus, war natürlich nicht nur ein Verwaltungsgebäude, sondern hier gab es Räume für Tanzvergnügen, hier wurden bedeutende Vereine gegründet, im Falle Växjös auch der Lions Club und der Rotary Club, und hier schliefen staatliche Repräsentanten bei ihren Aufenthalten in Växjö.

Im Stadshotellet, das sich ab Beginn des 19. Jahrhunderts im alten Rathaus befand, feierte die Sängerin Kristina Nilsson, auch Christina Nilsson geschrieben, ihren 70. Geburtstag und am 22. November 1921 starb die Sängerin auch in einem der Räume in dem sie sich auf Anraten des Arztes eingemietet hatte.

Aber auch wenn man heute das Stadshotellet nicht mehr von innen besichtigen kann, so zeugt allein die Front  zum Stortorget welche Bedeutung dieses Gebäude einst hatte, denn gemeinsam mit der Residenz ging von hier aus ab Mitte des 19. Jahrhunderts die gesamte politische Macht aus. Und diese beiden Gebäude sind auch der Grund dafür, dass, nach einem Stadtbrand, zwischen ihnen der größte Marktplatz (Stortorget) der Stadt entstand. Und dabei sollte man bedenken, dass sich hier 1851 auch noch kein Parkplatz befand, sich hier also der tägliche Handel abspielte.

Copyright: Herbert Kårlin

3. Mai 2016

Der Linné-Park (Linnéparken) in Växjö

Auch wenn man den Namen Linné in Zusammenhang mit einem Park, einer Grünanlage oder auch einer Straße oder eines Schulgebäudes in fast allen Städten Schwedens findet, so hat Carl von Linné für Växjö eine besondere Bedeutung und der Linné-Park hat seinen Namen nicht nur auf Grund der Bepflanzung erhalten, sondern auch, weil man im Linnéparken noch heute das im Jahre 1715 erbaute Karolinerhaus findet, das ursprünglich das Gymnasium war in dem 1716 die Laufbahn des bekanntesten schwedischen Botanikers seinen Anfang nahm.

Foto: Herbert Kårlin

Zu dieser Zeit gab es natürlich noch keinen Linné-Park, denn dieser entstand erst Ende des 19. Jahrhunderts, sondern es handelte sich um ein Gebiet auf dem man Kohl anbaute, der Rest war Wiese und Wasser, denn der Växjösjön (Växjö-See) reichte noch weit in den Park hinein und wurde erst über 100 Jahre später mehr und mehr aufgefüllt um einigen kleinen Gebäuden Platz zu machen.

Genau genommen ist der Linné-Park, wie auch Strandbjörket, der größte Kinderspielplatz der Stadt, Teil des Stadtparks, auch wenn es sich optisch um drei Gebiete handelt, die lediglich mehr oder weniger aneinander anschließen. Während jedoch der dominante Stadtpark als solches entlang des Växjösjön liegt, findet man den Linnéparken direkt neben der Domkirche, dem Wahrzeichen Växjös.

Der Linné-Park in Växjö kann heute in drei Teile eingeteilt werden, den sogenannten Kirchenraum, den strikt angelegten englischen Garten und den offenen Teil mit Rasen, Wasserflächen und einem Spielplatz, der in den 50er Jahren angelegt wurde. Theoretisch könnte man einen Park mit dieser Einteilung auch in anderen Städten Schwedens finden, aber der Name Linnéparken verpflichtet natürlich, weshalb im Linné-Park auch alle 24 Pflanzenklassen Linnés vertreten sind und auf die Entdeckung durch den Besucher warten.

Wer den Linné-Park in Växjö im Sommer besucht, findet hier auch regelmäßig ein Kaktusarrangement, das jedes Jahr ändert und ein neues Thema hat. Auch wenn diese Kaktusanordnung nicht ganz so alt ist wie jene in Norrköping, so geht sie dennoch bis zum Jahre 1925 zurück, als der Gärtnermeister Carl Hjelmberg hier das erste Mal eine thematische Kaktusanlage schuf.

Auch eine andere Tradition Schwedens kann man im Sommer im Linnéparken Växjös finden, denn hier findet auch der sommerliche Allsång statt bei dem nicht die großen Sänger und Sängerinnen die Hauptrolle einnehmen, sondern die Bürger Växjös und all jene, die gerne in der Gemeinschaft singen, ihrer Freude Ausdruck geben. Auf der kleinen Bühne in einer Ecke des Linné-Parks werden allerdings auch etwas bekanntere Künstler eingeladen, die umgeben von einer Blumenpracht, bei leise hinplätscherndem Wasser und unter den Kronen der gigantischen Bäume das Publikum erfreuen.
Copyright: Herbert Kårlin

2. Mai 2016

Das Theater (Växjö Teater) in Växjö

Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts kann in Växjö eine gewisse Theateraktivität nachgewiesen werden, die ihren Höhepunkt jeweils im Februar zur Siegfriedsmesse, die von einem Jahrmarkt begleitet war, ihren Höhepunkt hatte. Bei den ersten beiden Theatern, von denen heute nichts mehr zu sehen ist, handelte es sich jedoch um sehr kleine Gebäude, die vermutlich verschiedenen Zwecken dienten. Das zweitere dieser Theater lag bereits am Theatertorget, der sich heute schräg gegenüber dem Växjö Teater befindet, brannte jedoch beim letzten großen Stadtbrand im Jahre 1843 ab.

Foto: Herbert Kårlin

Da die Nachfrage nach Kultur in dieser Epoche immer bedeutender wurde, dauerte es nur kurze Zeit bis der Stadtarchitekt Wilhelm Theodor Anckarsvärd von Ratsherren Wittock, Graf Posse und dem Provinzarzt Wennberg den Auftrag erhielt ein neues Theater zu bauen. Am 26. Dezember 1849 wurde bereits das heutige Theater eingeweiht, das bis zu den 30er Jahren vor allem leichtere Stücke für ein breites Publikum anbot, danach jedoch, in Zusammenarbeit mit dem Reichstheater, auch dramatische Stücke im Programm hatte, die sich an ein gebildetes Publikum wandten.

Das Theater in Växjö gehört heute mit zu den ältesten in Schweden noch vorhandenen Landestheatern, das jedoch 1940 auf die Abrissliste der Stadt geraten war. Nur die Tatsache, dass es sich damals um das schönste und am besten erhaltene Theater außerhalb der Großstädte Schwedens handelte, rettete das Växjö Teater in letzter Sekunde. 1952 wurde das Theater dann renoviert und 1964 auch unter Denkmalschutz gestellt, was letztendlich dazu führte, dass sich das kulturelle Zentrum Växjös um diesen Bau entwickelte, denn wenige Schritte davon entfernt findet man auch die Kunsthalle und die Konzerthalle.

Von seiner Einweihung im Jahre 1849 bis 1940 wurde das Theater in Växjö als Privattheater geführt. 1940 erwarb jedoch die Stadt Växjö die Aktien des Unternehmens, ursprünglich um es abzureißen, renovierte jedoch wenig später den Bau und konnte daher zum 100. Jahrestag des Gebäudes ein Stadttheater bieten, allerdings damit verbunden, dass dort vor allem Revuen geboten wurden, die ein voll besetztes Haus garantierten. Viele der Aufführung dieser Zeit waren kaum als Kunstwerke zu bezeichnen, aber auch Karl Gerhard und Ernst Rolf boten in diesem Theater Gastspiele, zwei der berühmtesten Revueverfasser jener Zeit.

1952 entschied sich Växjö das Theater weiterhin zu nutzen und renovierte das Gebäude von Grund auf, wobei nun nicht nur die Holzbänke gegen Theatersessel ausgetauscht wurden, sondern 1955 auch Logen, ein Raum für Kulissen und Büroräume angebaut wurden. Die Kosten waren immens und die Renovierung mit Anbau verlangte rund eine Million Kronen, über 13 Millionen Kronen aktuellen Wertes. Heute entspricht das Theater, dank dieser Arbeiten, im Inneren den modernen Theatern des Landes, ohne dass das Aussehen der Gründungszeit sich wesentlich verändert hätte.

Gegenwärtig wird das Theater in Växjö allerdings nicht nur als Theaterbühne genutzt, sondern hier werden auch zahlreiche andere Ereignisse geboten, auch Konferenzen, Konzerte und Vorträge.

Copyright: Herbert Kårlin

1. Mai 2016

Die Domkyrkan (Dom, Kathedrale) in Växjö

Der Dom (Domkyrkan) von Växjö ist mit seinen 63 Metern hohen Türmen das höchste Gebäude der Stadt und gilt als das Wahrzeichen Växjös. Der heutige Ziegelbau hat seine Wurzeln bereits im frühen Mittelalter und wird seit dieser Zeit mit der Legende des Heiligen Sigfrid verbunden, auch wenn sein Heiligenschrein im Rahmen der Reformation zu Beginn des 17. Jahrhunderts im Auftrag des damaligen Bischofs zerstört wurde. Allerdings brannte diese erste Kirche im Jahre 1276 nahezu vollständig ab und wurde anschließend von einer größeren Kirche ersetzt, die wiederum 1570 bei einem dänischen Überfall vom Feuer zerstört wurde. Diese Kirche wurde weitgehend wieder aufgebaut, und brannte 1740 erneut. Auch nach diesen Zerstörungen wurde die Domkirche in Växjö an der gleichen Stelle wieder aufgebaut.

Foto: Herbert Kårlin

Das heutige Aussehen erhielt der Dom in Växjö jedoch erst zwischen 1849 und 1852, als der Priester und Architekt Carl Georg Brunius den Auftrag erhielt die Kirche umzubauen, wobei die meisten Elemente der vorhergehende Domkirche verschwanden. Zur gleichen Zeit wurden auch Teile des Växjösjön aufgefüllt, so dass sich die Kirche weiter vom Ufer entfernte und sich die Umgebung in den Linné-Park verwandeln konnte. Bei späteren Restaurationen wurden nur noch wenige äußere Elemente der Kathedrale verändert, auch wenn sich das Innere der Domkyrkan dabei sehr modernisierte und seinen Charakter veränderte. Auch der Runenstein, den man heute auf der Rückseite der Kirche findet, wurde um diese Zeit aus der Kirchenmauer gebrochen, da es nicht mehr bedeutend schien damit zu zeigen dass die christlichen Götter den nordischen Gottheiten überlegen seien.

Wenn man die Domkirche betritt, so wird man unmittelbar vom modernen Stempel, den man hier vorfindet, gefangen genommen. Alle bedeutenden Elemente der Einrichtung gehen auf zwei jüngere Restaurationen zurück, denn die Glasmalereien, der Altar, die Kanzel und das Taufbecken reichen nur bis zur Renovierung zwischen 1958 und 1960 zurück, wobei der Altar, die Kanzel und das Taufbecken vom tschechisch-schwedischen Glaskünstler und Bühnenbildner Jan Brazda geschaffen wurden.

Als größte Sehenswürdigkeit des Doms in Växjö gilt heute vor allem der Altarschrank Fiat Lux (Von der Dunkelheit zum Licht), der unter den Händen des schwedischen Glaskünstler Bertil Vallien entstand und erst 2002 eingeweiht wurde, einige Jahre nach der bisher letzten Restauration der Domkyrkan. Die ursprüngliche Altartafel aus dem Jahre 1740 des Künstlers Georg Engelhard Schröder findet man heute im nördlichen Seitenschiff, eines der wenigen Elemente, die noch einen Eindruck der früheren Kirche vermitteln können.

Diese zahlreichen Veränderungen der Kathedrale in Växjö führten natürlich auch zu zahlreichen Stilbrüchen, die von vielen als chaotische Architektur betrachtet wird, sowohl in der Einrichtung der Kirche als auch der Bau als solches. So uneinig man sich auch über den Stil des Doms in Växjö ist, gerade diese Stilbrüche machen ihn zu einem einzigartigen Bauwerk Schwedens, das bei jedem Besucher einen starken Eindruck hinterlässt.

Copyright: Herbert Kårlin